Gefunden, verstanden, verschwunden?

Digitales Marketing: AI Overviews und Suchintention

Wie AI Overviews die Suche verändern – und was du dagegen tun kannst

Wer im Internet etwas sucht, möchte etwas wissen oder etwas tun. Doch seit KI-Systeme wie Google’s AI Overviews oder Chatbots wie ChatGPT Antworten direkt liefern, stellen sich neue Fragen:

Bleiben die Klicks aus? Welche Inhalte werden überhaupt noch aufgerufen? Und wie müssen wir unsere Website strukturieren, damit wir auch in einer KI-dominierten Suche sichtbar bleiben?

1. Was sind AI Overviews und Zero-Click Searches?

AI Overviews – aktuell von Google ausgerollt – fassen mithilfe generativer KI die Suchergebnisse in einem kompakten Absatz oberhalb der klassischen Suchergebnisse zusammen. Statt zehn Links gibt es eine vorstrukturierte Antwort.

Zero-Click Searches bezeichnen das Phänomen, dass Nutzer*innen nach einer Google-Suche keine weiteren Seiten mehr besuchen, weil die Antwort bereits auf der Ergebnisseite steht – sei es durch ein Featured Snippet, Knowledge Panel oder eben durch ein AI Overview.

Das bedeutet konkret: Die Information ist da – aber der Websitebesuch bleibt aus.

2. Welche Bedeutung hat das für den Website-Traffic?

Schon jetzt zeigen Studien, dass amehr als die Hälfte (59,7%) der Suchanfragen in Europa zu keinem Klick führen – Tendenz steigend. AI Overviews und immer schlauere Suchsysteme verstärken diesen Trend. (Quelle: sparktoro.com)

Für Betreiber von Websites bedeutet das:

  • Sichtbarkeit in der Suche reicht nicht mehr.
  • Es kommt darauf an, wann und warum ein Nutzer klickt – und ob er überhaupt klicken muss.
  • Die klassische SEO-Frage „Wie komme ich auf Platz 1?“ muss ergänzt werden durch: „Wie mache ich meine Inhalte klickwürdig – selbst wenn die KI schon antwortet?“

3. Kognitive vs. transaktionale Suchintentionen – oder: Warum suchen wir?

Ein Schlüssel zum Verständnis liegt in der Suchintention – also dem Grund, warum jemand eine Suchmaschine nutzt.

Kognitive Suchintention (Antwortsuche)

Hier steht der Wunsch nach Verstehen, Erklärung oder Orientierung im Vordergrund.

Beispiele:

  • „Was ist der Unterschied zwischen WLAN und Wi-Fi?“
  • „Wie funktioniert eine Wärmepumpe?“
  • „Was bedeutet Customer Journey?“

→ Diese Suchen sind informativ. Nutzer wollen wissen, nicht handeln.

AI Overviews liefern hier oft genug – und der Klick bleibt aus.

Transaktionale Suchintention (Anbietersuche)

Hier geht es darum, etwas zu tun, zu kaufen, zu kontaktieren oder eine Entscheidung zu treffen.

Beispiele:

  • „SEO Agentur Berlin“
  • „Bester Zahnarzt in Köln“
  • „CRM Software Vergleich kostenlos“

→ Diese Suchen sind evaluativ oder entscheidungsbezogen.

→ Nutzer wollen vergleichen und handeln – und klicken in der Regel auch, um mehr zu erfahren.

4. Was heißt das im Kontext von AI Overviews und AI-Apps?

Die größte Gefahr besteht für Inhalte, die rein informativ sind.

Wenn deine Inhalte ausschließlich Fragen beantworten, die sich leicht zusammenfassen lassen (z. B. „Was ist …?“ oder „Wie funktioniert …?“), werden sie zunehmend nicht mehr besucht, sondern nur noch verarbeitet – von der KI.

Anders sieht es bei evaluativen oder entscheidungsbezogenen Fragen aus:

Hier ist die Website weiterhin relevant, weil Vertrauen, Vergleichbarkeit und Usability nur durch eigene Inhalte transportiert werden können.

Auch in KI-Anwendungen wie ChatGPT, Perplexity und co. zeigt sich:

  • Reine Wissensfragen werden beantwortet – ohne Quellenbesuch
  • Aber Anbieter-Vergleiche oder Bewertungen führen oft zu Klicks auf originäre Seiten.

5. Konsequenzen für deinen Content: Worauf kommt es jetzt an?

Stelle dir bei jeder Seite deiner Website folgende Frage:

Ist mein Content eher informativ oder evaluativ?

Und wenn er informativ ist – warum sollte trotzdem jemand klicken?

Praktische Empfehlungen:

  • Informative Inhalte mit Handlungsangeboten verknüpfen
    → Beispiel: Nach einer Erklärung direkt ein kostenloses Tool, Whitepaper oder einen Produktvergleich anbieten.
  • Autorität und Expertise sichtbar machen
    → Setze auf Erfahrungswissen, Meinungen, Praxisbeispiele – Dinge, die KI nicht ohne Weiteres generieren kann.
  • Eigenständige Perspektiven einbringen
    → Vergleiche, Bewertungen, Studien, Umfragen, Cases etc. machen deinen Content unverzichtbar.
  • Content modular denken
    → Nutze Cluster-Strukturen mit zentralen Pillar Pages und ergänzenden Detailseiten, um sowohl KI als auch Menschen Orientierung zu geben.
  • Transaktionale Inhalte betonen
    → Landingpages, Vergleiche, Empfehlungen, FAQs zu Produkten oder Dienstleistungen.

6. Wie kann ich den Verlust kognitiv motivierter Sucher vermeiden?

  1. Nutze informative Inhalte als Einstiegs-Tür
    → Aber öffne direkt eine zweite Tür: weiterführender Content, eine Geschichte, eine Meinung, ein PDF, ein Selbsttest…
  2. Sei der nächste Klick
    → Stelle sicher, dass du in AI Overviews oder Snippets zitiert wirst – durch strukturierte Daten, klare Gliederung und relevante Inhalte.
  3. Beobachte, welche Inhalte betroffen sind
    → Nicht alles ist gleich „verloren“. Tools wie Google Search Console oder Drittanbieter wie SISTRIX zeigen dir, wo der Traffic wegsackt.

Fazit: Inhalte, die nicht nur beantworten – sondern verbinden

KI verändert die Suche. Nicht jede Information muss heute noch angeklickt werden. Doch wer den Unterschied zwischen kognitiver und transaktionaler Suchintention kennt, kann seine Inhalte gezielt so gestalten, dass sie nicht nur gefunden, sondern auch geklickt werden.

Denn am Ende zählt nicht nur, was du schreibst – sondern warum jemand weiterlesen möchte.